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Die miasmatische Konstitution - Psora

2.) Das Miasma ist zu behandeln, nicht die Symptome

Im Organon (6. Auflage) schreibt Samuel Hahnemann: 

§ 205:          

Der homoeopathische Arzt behandelt nie eines dieser Primaer-Symptome der chronischen Miasmen, noch eines ihrer secundaeren, aus ihrer Entwicklung entsprossenen Uebel durch oertliche (weder durch aeußere dynamisch wirkende noch durch mechanische) Mittel, sondern heilt, wo sich die einen oder die andern zeigen, einzig nur das große, ihnen zum Grunde liegende Miasm, wovon dann auch (wenn man einige Faelle von veralteter Sykosis ausnimmt) sein primaeres, so wie seine secundaeren Symptome von selbst mit verschwinden; ...

 

Das Problem der miasmatischen Behandlung ist:

  • Der Begriff Miasma wird heute unterschiedlich und meist unklar definiert – es gibt keine klare, funktionierende Herangehensweise
  • Die Ursachen und Herleitung der Miasmen ist nicht mehr zeitgemaeß und widerspricht der heutigen medizinischen Wissenschaft (frueher: durch Infektion)
  • Die Zuordnung zu den Miasmen ist sehr unterschiedlich – noch unterschiedlicher ist die Verordnung aus diesen Theorien
  • Die Miasmen werden oft Pathologien zugeordnet – damit jedoch eine Individualität eingeschränkt
  • Reduktion vieler hom. Arzneien in ihrer Wirkung auf die Miasmen und somit bei der Behandlung auf chron. Erkrankungen
  • Immer mehr neue Miasmen werden erfunden und hinzugefügt


Da Vijayakar Hahnemann absolut vertraute, wusste er, dass die Miasmentheorie wichtig und wertvoll ist. Er wusste, dass Hahnemann heutzutage nicht mehr richtig zu verstehen ist und suchte eine Bruecke zwischen den Miasmen damals und der modernen wissenschaftlichen Medizin heute. Aus logischen Folgerungen entwickelte Vijayakar ein neues Miasmenmodell. Es sind keine Miasmen mehr im Sinne Hahnemanns. Für Vijayakar sind die Miasmen die Reaktionen des Körpers auf Reize.

 

2.1) Die Miasmen nach Vijayakar:

„Kann man ohne die Beruecksichtigung von Miasmen schwere, chronische Krankheiten heilen? Durchaus. Doch die Einbeziehung der Miasmen machen es deutlich einfacher und sicherer.“

 

Theorie der Miasmen nach Vijayakar:

  • Symptome oder Krankheiten sind die Antwort des Koerpers auf einen Reiz.
  • Bei der Koerperreaktion geht es immer um Kampf oder Verteidigung
  • àKrankheiten sind Verteidigungsmechanismen.

 

„Krankheiten sind aktivierte Verteidigungsmechanismen“

Die Symptome unseres Koerpers sind von der Dynamis erzeugte Gegenmaßnahmen, um den Organismus vor weiterer Erkrankung, weiterer Zerstörung zu schuetzen.

Die meisten organischen Krankheiten werden durch Stoerungen auf der Zellebene verursacht.

Welche Arten der Verteidigung, d.h. der Zellreaktion gibt es?

  • Entzuendungsreaktion
    • primär physiologische Verteidigung
  • Konstruktive Anpassungsreaktion
    • morphologisch konstruktive Verteidigung = strukturelle Veraenderung (Vergroeßerung oder Verkleinerung, Vermehrung oder Verminderung)
  • Zerstoerung, Degeneration = morphologisch destruktive Verteidigung (Aptose,                                               Nekrose)

 

2.1.1) Verteidigung und Miasma

 

  • Pathologien, die aufgrund von Entzuendungen und Reizungen entstehen, scheinen von der physiologischen Verteidigung auszugehen.
  • Pathologien, die zu Wachstum bzw. Vermehrung fuehren, scheinen von der konstruktiven Verteidigung auszugehen.
  • Destruktive Pathologien scheinen von der destruktiven Verteidigung auszugehen.

 

 

 

Die Folge für Prafull Vijayakar:

 

Prosa = physiologische Verteidigung

Sykose = konstruktive Verteidigung, Anpassungsreaktion

Syphilis = destruktive Verteidigung

„Wenn es für die Zelle keine andere Abwehrmoeglichkeit gibt wie obengenannte, so kann es auch nur 3 Miasmen geben.“

2.1.2.) Die MIASMATISCHE KONSTITUTION 

Vijayakar ordnet die Symptome und Pathologien jeweils der zellulaeren Abwehrreaktion des Koerpers zu und benennt diese entsprechend miasmatisch. Dabei betrachtet er sowohl die Gemuetssymptome, als auch die Allgemein- und die Lokalsymptome.

 

2.1.2.1.) Die Psora

2.1.2.1.a.) Pathogenese und Symptome der Psora:

Abwehrreaktion auf Erreger, Toxine oder emotionale Stoerungen:

  • Primaer physiologische Verteidigung
  • Veraenderte Sensibilität, Reizungen, Irritation
  • Akute Entzuendung
  • die Reaktion ist nie von Dauer, d.h. voruebergehend
  • sobald die Ursache beseitigt ist, kehrt der normale Zustand wieder ein, es heilt
  • Symptome sind veraenderlich, instabil und von hoher Dynamik, d.h.
  • Symptome treten meist ploetzlich auf, anfallsartig und sind durch starke Schmerzen und Roetung gekennzeichnet
  • gutes Ansprechen auf Behandlung (homoeopathisch und alloeopathisch) 
  • Die meisten Schmerzen und Beschwerden, die voruebergehend, wiederkehrend und mit hohem Fieber und Ausschlaegen verbunden sind.

 

2.1.2.1.b) Krankheiten der Psora:

 

  • Es handelt sich um Symptome, die aufgrund von Infektionen, Entzuendungen und Irritationen entstehen
  • auch bei leichtem Anlass, z.B. bei Aenderung der Ernaehrung, des Wetters, der Emotionen.
  • HAUT: alle akuten Entzuendungen, Hypersensiblilitaet und Reizzustaende. Pruritus, Dermatitis, Ekzeme. Wunden heilen narbenlos ab und bleiben oberflaechlich, weder tief noch destruktiv
  • ATEMTRAKT: Rhinitis, Pharyngitis, Tonsillitis, Bronchitis, Tracheitis, Pneumonie, Hypersensibilität der Trachea verursacht asthmatische Bronchitis, Spasmen
  • GASTROINTESTINALTRAKT: Oesophagitis, Gastritis, Hyperaziditaet, Colitis, Hyperperistaltik, Diarrhoe, akute Hepatitis, akute Appendizitis, Irritation aufgrund von Wuermern, Reizdarm, etc.
  • BEWEGUNGSSYSTEM: Akute Arthritis, Entzuendungen von Gelenkknorpeln, Spondylitis, Tendinits.
  • Akute Verwirrungszustaende durch Drogen
  • Versorungsungsstoerungen Eisenmangel, Mineralmangel, etc.
  • Epilepsie aufgrund von Fieberkraempfen oder nach leichtem Trauma (psoro-syphilit.), d.h. voruebergehende.

 

2.1.2.1.c) Der psorische Geistes- und Gemuetszustand:

 

Die Psora bedeutet immer zunaechst physiologische Reaktion des Koerpers. Der 

Geistes- und Gemuetszustand entspricht der koerperlichen psorischen Reaktion.

 

Es geht hier um die Grundreaktionen des Menschen, die Anfangsreaktionen, welche 

sind:

Sensibilität  #  Angst #  Schuechternheit  # Reizbarkeit  #  Zorn

 

2.1.2.1.d) Symptome der Psora:

  • empfindlich, ueberempfindlich; Unbehagen, Gemuetserregung
  • Reizbarkeit; hitzig, feurig, eifrig; beklagt sich; 
  • Angst; Besorgnis, Befuerchtung; voller Sorgen, Beunruhigung; behutsam, umsichtig, wachsam, mitfuehlend
  • Unbeholfen, ungeschickt; 
  • Verschaemt, übertrieben bescheiden
  • Launenhaft, kaprizioes; 
  • Verwirrung
  • Mutig, unerschrocken, nuechtern

 

 

Quellen:
Samuel Hahnemann, Organon der Heilkunst, 6. Auflagenach der Ausgabe von Richard Haehl 1921, Haug Verlag
Dr. Prafull Vijayakar: Die Gesetzmaeßigkeiten der Miasmen; Verlag Kristina Lotz
Dr. Prafull Vijayakar auf seinem Seminar in Regensburg „Ueber den Grenzen“ 2012, Seminarmitschrift Oliver Müller
Dr. Kavita Sawant – 24.09.09; Seminarmitschrift Renate Greißl

Bilder lizenzfrei am 02.08.2019